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Überarbeiteter Entwurf für Stockholm präsentiert

Apple Kungsträdgården: Ein Schritt zurück. Zwei Schritte vorwärts.

Sonntag, 24. September 2017, 16:04 Uhr
R494 Apple Kungsträdgården Stockholm, Schweden

Mehr als anderthalb Jahren nachdem Apple seinen zwar beeindruckenden, aber stark kritisierten Entwurf für die schwedische Hauptstadt vorgestellt hat, präsentierte das Architekturbüro Foster + Partners vor wenigen Tagen überarbeitete Skizzen für den Standort direkt am berühmten Stadtpark in Stockholm. Die neuen Pläne für Apple Kungsträdgården berücksichtigen die strengen Forderungen der Stadtverwaltung und wurden vor wenigen Tagen im Stadtplanungskomitee mit einer Mehrheit vorerst angenommen, der Standort wird aber im Detail weiterhin kontrovers diskutiert.

Wenn ein Elektronikladen, wie die Apple Stores bei Foursquare kategorisiert werden, mehr als nur eine einfache Verkaufsstelle ist und sich insgesamt gar als "town square" positionieren möchte, bedarf es—neben einem großartigen Konzept und herausragenden Design—einen zentralen Standort. Apple hat schon längere Zeit nach einem geeigneten Ort für einen Apple Store im Stadtzentrum von Stockholm gesucht und im Februar 2016 im Kulturhaus der schwedischen Hauptstadt einen beeindruckenden Entwurf der Öffentlichkeit präsentiert: Der zukünftige Apple Store war dem berühmten Kungsträdgården zugewandt, der zu den ältesten und beliebtesten öffentlichen Parkanlagen der Stadt zählt.

Entwurf von Foster + Partners für Apple Kungsträdgården vom 02/2016

Entwurf von Foster + Partners für Apple Kungsträdgården vom 02/2016 — Foto: feber.se

Entwurf von Foster + Partners für Apple Kungsträdgården vom 02/2016

Entwurf von Foster + Partners für Apple Kungsträdgården vom 02/2016 — Foto: feber.se

Entwurf von Foster + Partners für Apple Kungsträdgården vom 02/2016

Entwurf von Foster + Partners für Apple Kungsträdgården vom 02/2016 — Foto: feber.se

Entwurf von Foster + Partners für Apple Kungsträdgården vom 02/2016

Entwurf von Foster + Partners für Apple Kungsträdgården vom 02/2016 — Foto: feber.se

Doch der Entwurf löste damals wenig Begeisterung aus, vielmehr ernteten die detaillierten Pläne viel Kritik. Das Gebäude mit dem Charakter eines Pavillons wurde als "zu groß, zu hoch und viel zu präsent" für seinen öffentlichen Standort empfunden. Stimmen, die bis heute nicht nachgelassen haben. Trotz der zahlreichen Einwände stimmte der Stadtrat im April 2016 der grundsätzliche Idee jedoch zu, wie schwedische Fernsehsender SVT berichtete. Die derzeitig dort angesiedelte Restaurantkette 'TGI Fridays' soll der neuen Dépandance von Apple weichen, der ursprüngliche Vorschlag muss jedoch noch vor dem ersten Spatenstich aber grundlegend überarbeitet werden. Ähnlich wie bei Apple Carnegie Library in Washington, D.C. wurde hauptsächlich die aufdringliche kommerzielle Ausrichtung eines öffentlichen Ortes von der Stadtverwaltung und Einwohnern gleichermaßen kritisiert.

Filiale von 'TGI Fridays' am Kungsträdgården

Filiale von 'TGI Fridays' am Kungsträdgården — Foto: feber.se

Der Kungsträdgården liegt im Stadtzentrum von Stockholm direkt an der Hauptverkehrsstraße Hamngatan und gehört zu den beliebtesten Treffpunkten in der Stadt. Auch wenn er im Laufe der Zeit an Rasenfläche und idyllischem Grün eingebüßt hat, gilt der ursprüngliche Schloss- und Gemüsegarten des 1643 errichteten Renaissanceschlosses Makalös als Ruhepunkt mitten in der teils hektischen Hauptstadt. Am großen Wasserbassin, zwischen seinen Statuen und großen Bäumen, laden mehrere Kaffee- und Teehäuser und andere Pavillons zum Verweilen ein. Der Park ist zudem ganzjährig ein beliebter Veranstaltungsort. Der Kungsträdgården, ein integraler Bestandteil des Stadtlebens. Ein Stadtplatz —oder eben "town square"— wie aus einem Bilderbuch.

Ein beliebter Treffpunkt in Stockholm: der Kungsträdgården

Ein beliebter Treffpunkt in Stockholm: der Kungsträdgården — Foto: Nikodemus Karlsson

Am ursprüngliche Entwurf hat der Stadtverwaltung nicht nur die Größe missfallen. Insbesondere auch die offene Fassade und die hellleuchtende Videowall, der man sich auch noch auf der anderen Seite der Parkanlage nicht hätte entziehen können, standen in der Ungunst der örtlichen Behörden. In Richtung der Hauptverkehrsstraße Hamngatan sei eine rein kommerzielle Ausrichtung erlaubt, nicht jedoch auf der dem Kungsträdgården zugewandten Seite, so die Forderungen der Stadtverwaltung.

Nach einer längeren Pause berichtete im Mai diesen Jahres die Tageszeitung 'Dagens Nyheter' Apple sieht sich weiterhin mit massiven Widerstand konfrontiert und wird einen überarbeiteten Entwurf vorlegen. Vor wenigen Tagen wurde das dokumentierte Eingeständnis an die Stadt Stockholm veröffentlicht. Ein "grünes Licht" gab es leider nicht, aber die Stadtverwaltung sieht immerhin bei diesem Thema nicht mehr rot.

Ein kleineres Gebäude "versteckt" zwischen Bäumen

In den neuen Skizzen geht das Architekturbüro Foster + Partners auf die bestehende Kritik ein und versucht, den kommerziellen Charakter des Standortes deutlich zu reduzieren. Die Videowall ist jetzt zur Strasse ausgerichtet, die eigentliche Parkanlage, die im Rahmen der Bauarbeiten ebenfalls instand gesetzt und erneuert werden sollte, wird mit einer neu gepflanzten Baumreihe vom Apple Store separiert. Man könnte vermuten, dass das deutlich kleinere Gebäude, dessen Gesamtfläche auf von 510 auf ca. 450 qm reduziert worden ist, sich schon fast zwischen den zusätzlichen Bäumen zu verstecken versucht. Apple Kungsträdgården ist nun in jede Richtung deutlich kleiner und dank durchgehenden Glasfassaden an beiden Seiten auch transparenter geworden, um als Gebäude schon fast nicht mehr wahrgenommen werden zu können.

Apple Kungsträdgården in Stockholm — Illustration: Foster + Partners
Neuer Entwurf für Apple Kungsträdgården in Stockholm — Illustration: Foster + Partners

Apple Kungsträdgården: Illustration des ursprünglichen Entwurfes vom Februar 2016 &mdash: Illustration: Filip Chudzinski/Storeteller

Apple Kungsträdgården: Illustration des ursprünglichen Entwurfes vom Februar 2016 — Illustration: Filip Chudzinski/Storeteller

Apple Kungsträdgården: Illustration des überarbeiteten Entwurfes vom September 2017 &mdash: Illustration: Filip Chudzinski/Storeteller

Apple Kungsträdgården: Illustration des überarbeiteten Entwurfes vom September 2017 — Illustration: Filip Chudzinski/Storeteller

"Apple hat seinen Vorschlag in die richtige Richtung überarbeitet. Das schmale Gebäude passt, meiner Meinung nach, viel besser zu seinem Standort. Ein freier Zugang zum Park ist weiterhin gewährleistet. Die kommerzielle Ausrichtung zur Hamngatan hin stellt kein Problem dar. Es gilt nun eine Lösung für die letzte Aufgabe zu finden, wo das Gebäude und der Park aufeinandertreffen. Aber auch das ist schon besser geworden, jetzt wo man den Bildschirm gedreht hat, der zuvor bis zum Park geleuchtet hat.", kommentiert Roger Mogert vom Stadtplanungsamt in Stockholm den neuen Entwurf. (Anm. d. R.: frei aus dem schwedischen übersetzt)

Vorher und Nachher: Apple Kungsträdgården in Stockholm
Vorher und Nachher: Apple Kungsträdgården in Stockholm — Illustration: Foster + Partners
Vorher und Nachher: Apple Kungsträdgården in Stockholm
Vorher und Nachher: Apple Kungsträdgården in Stockholm — Illustration: Foster + Partners
Vorher und Nachher: Apple Kungsträdgården in Stockholm
Vorher und Nachher: Apple Kungsträdgården in Stockholm — Illustration: Foster + Partners

Die architektonische Zurückhaltung ist ein weiterer Versuch von Apple, die Auflagen der Stadtverwaltung zu erfüllen. Ob das bereits ausreichend ist, um die endgültige Baugenehmigung zu erhalten, bleibt weiterhin unklar. Für einen Aussenstehenden scheint es aber als seien Apple und die Stadt Stockholm noch weit von einer endgültigen Einigung entfernt.

Catarina Holdar, Stadtplanerin in Stockholm, kommentierte gegenüber der schwedische Tageszeitung Dagens Nyheter die aktuelle Situation mit den folgenden Worten: "Die Stadt möchte keine Vermarktung des Parks sehen. Der Laden muss zur Einkaufsstraße Hamngatan gedreht werden. Es ist immer noch ein sehr durchsichtiges Gebäude, das dort steht, leuchtet und momentan nicht mit dem vereinbar ist, was die Stadt möchte. Es muss klar signalisiert werden, dass der Park ein öffentlicher Raum ist und kein Einkaufszentrum." (Anm. d. R.: frei aus dem schwedischen übersetzt)

Wenn die Stadt Stockholm und Apple sich in weiteren Instanzen einigen können und die offenen Punkte geklärt werden, sollen frühestens im zweiten Quartal des kommenden Jahres weitere Vereinbarungen getroffen werden, wie feber.se berichtet.
Mit anderen Worten: Es wird noch eine lange Zeit vergehen, bevor Apple Kungsträdgården in Stockholm eröffnen wird.


Abschliessend noch ein Video vom ursprünglichen Entwurf. Das Architekturmodell konnte im vergangenen Jahr im Kulturhaus der schwedischen Hauptstadt besichtigt werden.

Entwurf von Foster + Partners für Apple Kungsträdgården vom 02/2016, ausgestellt im Kulturhuset in Stockholm im vergangenen Jahr — Video: feber.se
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